Etymologie
Die Bezeichnung Aventurin ist ein aufgrund der optischen Erscheinung aus der Glasherstellung auf den Stein übertragener Begriff.[1] In Murano bei Venedig wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts zufällig – italienisch a ventura = „aufs Geratewohl“ – ein rotgold schimmerndes, undurchsichtiges Glas erzeugt.[2] Dieses sogenannte „Goldflussglas“ verdankte seine Entstehung vermutlich dem unbeabsichtigten Einbringen feinster Kupferpartikel in eine Glasschmelze, was als glücklicher Zufall gewertet wurde und sich in der Namensgebung widerspiegelt. Die Verbindung von Zufallsentdeckung und Glanz führte zur Bezeichnung avventurina im Italienischen, die über das Französische (aventurine) ins Deutsche als Aventurin Eingang fand. Zunächst auf das Glas beschränkt, wurde der Name im 18. Jahrhundert durch mineralogische Analogiebildung auf quarzartige Gesteine mit glitzernden Einschlüssen übertragen, insbesondere auf den Roten und später den Grünen Aventurin.[3] Diese semantische Übertragung betont weniger die stoffliche Identität als die funkelnde, durch Einlagerungen verursachte Optik.[4]
Überlieferung & Mythos
Da die Geschichte des Grünen Aventurin sehr eng mit der Geschichte von grünem Glimmerstein und grünem Schieferstein zusammenhängt wurde er mitunter in zahleichen Schriften des 19. Jahrhunderts unter diesen Bezeichnungen mit beschrieben. Der heutige fast glimmerfreie grüne Aventurin der nur noch sehr wenig Fuchsit enthält findet als solcher in der Antike und dem Mittelalter keinerlei Erwähnung. Zusammen mit anderen, nach damaligem Verständnis eher wertloseren grünen Steinen, dürfte er mitunter unter dem Begriff Prasem gehandelt worden sein. Als solcher wurde er bis ins 19. Jahrhundert in Schmuckstücken weiterverarbeitet. Heute genießt die fast glimmerfreie Variante des Gesteins hohes Ansehen.
Herleitung
Da die Bezeichnung „Grüner Aventurin“ noch relativ jung ist, existieren aus der Antike und dem Mittelalter keine eindeutig zuweisbaren medizinischen Überlieferungen zu Wirkung und Anwendung des Steines. Einzig Bruchstücke aus archäologischen Fundorten auf Guadeloupe (Kleine Antillen) deuten darauf hin, dass man den Stein, den wir heute als Grünen Aventurin bezeichnen, bereits 250 – 400 A.D. bearbeitet und einer heute unbekannten Verwendung zugeführt hat.[1]
Primär die grüne Farbe und die damit einhergehende psychologische Wirkung führten dazu, dass man dem Stein im Zuge der modernen Esoterik ganz klar das Herzchakra und damit die Organe von Herz und Lunge zuschreibt. In Rückgriff auf das Mittelalter, dass die Farbe Grün vor allem mit dem Element Luft assoziierte schreibt man dem Grünen Aventurin heutigentags so vor allem eine positive Wirkung auf die Haut und damit in weiterer Folge auf die Atmung zu. Ausgehend von hier soll er vor allem eine regenerierende und stabilisierende Wirkung auf den Stoffwechsel und damit auf Geist und Körper besitzen. Psychologisch stärkt Grüner Aventurin Optimismus, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Mut.
Chakren
Feuer: Grünem Aventurin wird kein Element Feuer zugeordnet. Emotionale Reaktionen nach außen werden nicht bestärkt. So steht er primär für das nach innen gerichtete und fördert vor allem die Selbstbestimmung und Individualität. Er hilft einem dabei sich gedanklich auf sich selbst zu besinnen und verdeutlicht was einem in diesem Prozess hilft oder in anderen Worten glücklich macht und was einen behindert bzw. auf lange Sicht unglücklich macht.
Luft: Der überwiegende Luftgehalt gibt dem Stein und damit seinem Träger die Fähigkeit nach außen hin ausgleichend zu wirken, ohne etwas erzwingen zu wollen. Weg von störenden Kleinigkeiten hin zu einem harmonischen Ganzen in dem man ein wichtiger Teil ist. Dabei werden die eigene Toleranz und auch Akzeptanz auch gegenüber anderen und deren Gedankenwelt zur Selbstverständlichkeit.
Wasser: Der durchschnittliche Wassergehalt hält nach innen gerichteten negative Gefühle im Zaum und führt dadurch zu Entspannung und Regeneration. Ärger, Ungeduld und andere negative Emotionen verlieren an Bedeutung und werden besänftigt. So gelingt einem auch das Einschlafen leichter.
Erde: Im Zusammenspiel mit den anderen Elementen steht der niedrige Erdgehalt für das Loslassen von Problemen und führt damit zu einer Regeneration des Herzens, was in letzter Konsequenz vor einem Herzinfarkt schützen kann. Weiters werden Entzündungen nicht weiter angeheizt bzw. sogar gehemmt und allgemein körperlicher Schmerz unabhängig des Ursprungs, durch vermehrte Ausgeglichenheit, gelindert. Im Zusammenhang mit den verminderten emotionalen Reaktionen nach außen, führt Grüner Aventurin zu einer Linderung von Ausschlägen, Allergien und sonstigen Hautkrankheiten. Auf der anderen Seite stärkt die vermehrte Aufmerksamkeit für das Innere, das Bindegewebe.
Entstehung & Vorkommen
Grüner Aventurin entsteht primär in metamorphen Gesteinsabfolgen, in denen quarzitische Schichten durch regionale Metamorphose in Anwesenheit von chromreichen Glimmermineralen wie Fuchsit umgewandelt wurden. Die Matrix besteht aus mikrokristallinem Quarz, der eng mit Fuchsit verflochten ist, wobei letzterer in Form feinverteilter plättchenförmiger Kristalle zwischen 0,1 und 0,2 mm Größe vorliegt. Diese plättchenartigen Einschlüsse sind anisotrop ausgerichtet und bewirken über gerichtete Reflexion den aventureszenten Effekt, der dem Gestein seine charakteristische visuelle Eigenschaft verleiht[1]. Neben Fuchsit können auch Rutil, Chlorit und vereinzelt Almandin als akzessorische Minerale auftreten, wobei die Quarzmikrostruktur meist keine Kristallgrenzen erkennen lässt, sondern eine weitgehend massive Textur bildet[2].
Die geochemischen Bildungsbedingungen sind typisch für Grünschiefer- bis Amphibolitfaziesbereiche, wie sie z. B. in den südindischen Metasedimentabfolgen des Dharwar-Kratons auftreten. In diesen Regionen wurde grüner Aventurin in der Bellary-Formation als Begleitgestein von metamorph überprägtem Phyllit dokumentiert, wobei eine chromreiche Paragenese auf metasomatische Chrommobilisierung hinweist[3]. Weitere bedeutende Vorkommen existieren in Russland (Uralgebirge), China (Provinz Sichuan), Südafrika, Tansania und Vermont (USA), wo die Entstehung jeweils an regional unterschiedliche metasedimentäre Prozesse gebunden ist[1].
Aussehen & Eigenschaften
Das makroskopische Erscheinungsbild von grünem Aventurin ist geprägt von einer smaragd- bis bläulichgrünen Farbe, verursacht durch Cr3⁺-Ionen im Kristallgitter des Fuchsits. Diese Farbursache wurde mittels Elektronenmikrosondenanalyse bestätigt, wobei die Chromkonzentration in Fuchsit typischerweise 0,5–2 Gewichtsprozent Cr2O3 beträgt[1]. Die Aventureszenz ist das Resultat spekular reflektierender Fuchsitlamellen, die planparallel zur Gesteinsschieferung orientiert sind und unter geeigneter Beleuchtung ein glitzerndes, metallisch wirkendes Streulicht erzeugen[2]. Die Grundmatrix besteht aus Quarz, dessen Mikrogefüge aufgrund seiner mikrokristallinen Ausbildung für die Opazität verantwortlich ist. Der Glanz ist glasartig bis fettig, die Transparenz variiert von transluzent bis nahezu opak.
Die Härte beträgt 6,5 bis 7 auf der Mohs-Skala, die Dichte liegt typischerweise bei 2,64–2,69 g/cm3, der Brechungsindex wurde zu etwa 1,54 bestimmt[4]. Die Strichfarbe ist weiß, der Bruch muschelig, Spaltbarkeit fehlt. Die optischen Eigenschaften zeigen keine Doppelbrechung im klassischen Sinne, da es sich um ein polykristallines Aggregat handelt. In Einschlussanalysen wurden neben Fuchsit auch winzige Rutilnadeln dokumentiert, die jedoch keinen wesentlichen Einfluss auf die Farbe haben.
Formel |
SiO₂ + Fuchsit Einschlüsse |
Mineralklasse |
9 |
Kristallsystem |
trigonal |
Mohshärte |
7 |
Dichte |
2.65 |
Spaltbarkeit |
keine |
Bruch |
muschelig, spröde |
Strichfarbe |
weiß |
Farbe/Glanz |
grün & schimmernd |
Manipulation & Imitation
Grüner Aventurin wird gelegentlich polymerimprägniert, um eine gleichmäßigere Farbe und stärkeren Glanz zu erzielen. Eine dokumentierte Behandlung betrifft die Infiltration mit synthetischen Harzen, wodurch der Aventurin optisch homogener erscheint und als „Ice Jade“ in den Handel gelangt[5]. Die Imprägnierung verändert die optischen Eigenschaften, insbesondere die Transparenz und die Helligkeit der Grundfarbe. Infrarotspektroskopisch lässt sich die Behandlung durch Absorptionsbanden bei 3000–3100 cm⁻1 identifizieren, die den C–H-Streckschwingungen organischer Polymeranteile entsprechen. Zudem zeigt polymerbehandeltes Material eine deutlich stärkere UV-Fluoreszenz mit bläulichem Schimmer im Gegensatz zum unbehandelten Material, das keine bis sehr schwache Reaktion zeigt[5].
Makroskopisch lassen sich behandelte Proben an ihrer unnatürlich gleichmäßigen Farbverteilung und gelegentlich an säuregeätzten Oberflächen erkennen. In der Raman-Spektroskopie fehlen typische Gitterbanden für Fuchsit oder Quarz, was auf optische Maskierung durch das Polymer schließen lässt. Die Behandlung ist reversibel nur durch mechanisches Abtragen oder thermische Zersetzung des Harzes nachweisbar. Eine thermische oder strahlungstechnische Behandlung zur Farbmodifikation ist für natürlichen grünen Aventurin nicht belegt.